Preisdurchsetzung im B2B Vertrieb: Erfolgsfaktoren in der Preisverhandlung (Pricing)

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Manche Unternehmen werfen täglich bares Geld aus dem Fenster – systematisch, gewohnheitsmäßig, ohne es zu bemerken. Genau das passiert in deutschen Unternehmen millionenfach: Im Verkaufsgespräch werden Preise “verhandelt”, die eigentlich längst kalkuliert waren. Verkäufer capitulieren vor Einkäufern, Rabatte werden wie Süßigkeiten verteilt, und am Ende wundert sich die Geschäftsführung über schwindende Margen. Doch das eigentliche Problem liegt tiefer: Unser Vergütungssystem basiert noch immer auf einem tayloristischen Menschenbild aus dem vorigen Jahrhundert. Zeit für einen Paradigmenwechsel. Dieser Fachtext zeigt, wie professionelle Preisdurchsetzung gelingt – und warum dabei Psychologie wichtiger ist als Mathematik.

Die Preisdurchsetzung im Verkaufsgespräch stellt eine der entscheidendsten Komponenten für den nachhaltigen Unternehmenserfolg dar.1Homburg, Christian & Totzek, Dirk (2011): Preismanagement auf Business-to-Business-Märkten: Preisstrategie – Preisbestimmung – Preisdurchsetzung, Gabler Verlag, Wiesbaden Als Gewinnarchitekt für Vertrieb, Marketing und Pricing erlebe ich täglich, wie Unternehmen des produzierenden Mittelstands durch ineffektive Preisdurchsetzung erhebliche Gewinnpotenziale ungenutzt lassen. Die Fähigkeit, einmal festgelegte Preise auch am Markt durchzusetzen und nicht durch willkürliche Rabatte zu unterlaufen, beinhaltet alle Maßnahmen, die für eine erfolgreiche Preisrealisierung erforderlich sind.2Gabler Wirtschaftslexikon (2018): Preisdurchsetzung, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/preisdurchsetzung-43549

Aktuelle Studien zeigen, dass über 52% der B2B Unternehmen ihre Vertriebsstrategie in den letzten drei Jahren grundlegend neu aufgestellt haben, wobei der erhöhte Wettbewerbsdruck (51%) und der Rückgang der Kundennachfrage (49,7%) die größten Herausforderungen darstellen.3Atreus Consulting (2025): Studie B2B-Vertrieb 2025: Trends und Erkenntnisse, https://www.atreus.de/publikation/studien/studie-b2b-vertrieb-2025/ Diese Entwicklung unterstreicht die Relevanz professioneller Preisdurchsetzungsstrategien für die Sicherung der Profitabilität.

Grundlagen der Preisdurchsetzung im Verkaufsgespräch

Definition und Abgrenzung

Die Preisdurchsetzung im Verkaufsgespräch umfasst alle kommunikativen und strategischen Maßnahmen, die darauf abzielen, den kalkulierten Zielpreis beim Kunden zu realisieren. Im B2B-Bereich, wo Preise meist verhandelt werden, entspricht der Listenpreis selten dem realisierten Transaktionspreis.4GCI Management (2024): Vom Zielpreis zum realisierten Transaktionspreis, https://www.gci-management.com/preisdurchsetzung-vom-zielpreis-zum-realisierten-transaktionspreis/ Der realisierte Preis ist vielmehr eine Variable in Abhängigkeit der Bedarfssituation der Kunden einerseits und der Durchsetzungskraft des Vertriebs andererseits.

Strukturelle Herausforderungen im Mittelstand

Aus langjähriger Beratungserfahrung wissen wir, dass die Rabatt- und Konditionenstruktur in vielen Unternehmen historisch gewachsen und von Jahr zu Jahr undurchsichtiger wird. Es fehlen Transparenz und Kontrolle, was oftmals zu einer schleichenden Preiserosion führt. Vielfach fehlen Kennzahlen, die die Effektivität des Vertriebs – insbesondere die Preisdurchsetzungskraft – und die echte Profitabilität der Kunden nach Berücksichtigung sämtlicher Nachlässe verlässlich messen.

Der Verkaufsgespräch-Kontext

Das Verkaufsgespräch ist im Marketing Bestandteil der Kommunikationspolitik und wird als Persönlicher Verkauf bezeichnet.5Wikipedia (2005): Verkaufsgespräch, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Verkaufsgespr%C3%A4ch Von der sozialen Gesprächsführung unterscheidet sich die Verkaufsgesprächsführung durch eine starke Strukturierung, die Vermeidung von Diskussionen sowie durch die gezielte Anwendung von Reizworten und asymmetrischer Information. Zentrale Phasen der Verkaufsgesprächsführung sind Bedarfsermittlung, Argumentation und Preisdurchsetzung.

Methoden und Techniken der Preisdurchsetzung im Vertrieb

1. Die Sandwich-Methode

Die Sandwich-Methode zählt zu den bewährtesten Techniken der Preisnennung im Verkaufsgespräch.6HubSpot (2023): Preisnennung im Verkaufsgespräch: Darauf sollten Sie achten, https://blog.hubspot.de/sales/preisnennung Dabei wird der Preis zwischen den Vorteilen und Nutzenargumenten “verpackt”, um eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen und das Wahrnehmen des Preises zu relativieren.

Praktische Anwendung:

  1. Kurze Zusammenfassung des Angebotes in 1-2 Sätzen
  2. Nennung des Preises
  3. Ein oder mehrere Nutzenargumente für den Kunden

Beispiel aus der Praxis: “Für diese innovative Maschinenlösung mit integrierter Predictive Maintenance und 24/7-Support investieren Sie 847.000 Euro und haben dafür die Sicherheit, dass ungeplante Ausfälle um 85% reduziert werden und sich die Gesamtbetriebskosten bereits im zweiten Jahr um 15% verringern.”

2. Die Verkleinerungs-Methode

Bei der Verkleinerungs-Methode wird der Preis nicht in der Gesamteinheit genannt, sondern durch Menge oder Zeit dividiert.7SelectLine (2023): Preisargumentation – den Preis richtig kommunizieren, https://www.selectline.de/blog/preisargumentation/ Diese Methode eignet sich besonders für große Mengen oder langlebige, hochpreisige Produkte.

Beispiele:

  • “Pro Tag kostet Sie diese Lösung nur 23 Euro…”
  • “Pro produzierte Einheit rechnen Sie lediglich mit 0,47 Euro…”
  • “Auf die Nutzungsdauer von 15 Jahren entspricht das einem Monatsbetrag von 4.700 Euro…”

3. Die Aufwand-Methode

Der Mehrpreis im Vergleich zu einem Wettbewerbsprodukt wird mit einer täglichen Routineausgabe verglichen oder in Beziehung gesetzt. Diese Methode relativiert höhere Preise durch Vergleiche mit bekannten Ausgaben.

Beispiel: “Die Mehrkosten dieser Premiumlösung entsprechen täglich dem Preis einer Tasse Kaffee, bieten aber eine um 40% höhere Produktivität.”

4. Die Verpackungs-Methode

Der Preis wird nie allein genannt, sondern zwischen zwei Vorteilen der Dienstleistung oder des Produktes eingebettet.8Einzelhandel News (2023): Preisnennung: 12 Methoden & einfache Beispiele, https://www.einzelhandel-news.de/preisnennung/ Dies verhindert, dass der Kunde sofort zum Widerspruch angeregt wird.

5. Die Verzögerungs-Methode

Bei frühen Preisfragen im Verkaufsgespräch wird die Preisnennung strategisch nach hinten verschoben.9Roman Kmenta (2024): Preisnennung im Verkaufsgespräch, https://www.romankmenta.com/preisnennung/ Dies schafft Zeit, um den Wert des Angebotes aufzubauen und eine Differenzierung zum Wettbewerb zu schaffen.

Formulierungsbeispiele:

  • “Den Preis sage ich Ihnen gerne. Lassen Sie mich zunächst verstehen, welche Anforderungen Sie haben…”
  • “Gerne. Damit ich Ihnen den richtigen Preis nennen kann, habe ich noch ein paar Fragen…”
  • “Natürlich. Planen Sie eine Finanzierung oder einen Direktkauf?”
Checkliste 1

Vorbereitung auf das Preisgespräch

Strategische Vorbereitung:
Operative Vorbereitung:
Kommunikationsvorbereitung:

Psychologische Aspekte und Kundenverhalten bei der Preisfindung

Referenzpunkte und Ankereffekte

Die psychologische Forschung zeigt, dass Referenzpunkte mächtige Werkzeuge in der Preisverhandlung sind.10Vertriebszeitung (2021): Preisverhandlung im Verkauf: So vermeiden Sie hohe Nachlässe!, https://vertriebszeitung.de/preisverhandlung-im-verkauf-so-vermeiden-sie-hohe-nachlaesse/ Menschen orientieren sich unbewusst bei der Einschätzung der Vorteilhaftigkeit von Angeboten an Vergleichswerten aus ihrer Erinnerung.

Kundensegmentierung und Preisdifferenzierung

Für ein professionelles Konditionensystem braucht es klare preisliche Anhaltspunkte, die sowohl die Kostenstruktur reflektieren als auch den Kundennutzen berücksichtigen. Die Herausforderung besteht darin, dass jeder Kunde den Nutzen aus den einzelnen Produkt- und Servicekomponenten unterschiedlich bewertet.

Timing der Preisnennung

Die Preisnennung sollte weit hinten im Verkaufsgespräch erfolgen, oft erst kurz vor dem Verkaufsabschluss.11SimpleClub: Preisgespräch einfach erklärt, https://simpleclub.com/lessons/veranstaltungskaufmann–frau-preisgesprach Der Kunde soll durch genannte Produkteigenschaften und Produktvorteile zunächst ein Wertempfinden für den Artikel aufbauen. Dann fällt es ihm leichter, den Preis als angemessen zu akzeptieren.

Checkliste 2

Durchführung des Preisgesprächs

Gesprächsführung:
Einwandbehandlung:
Verhandlungsführung:

Kritische Betrachtung variabler Vergütung und gewinnbasierte Alternativen im Sales

Die traditionelle variable Vergütung im Vertrieb basiert auf einem grundlegend tayloristischen Menschenbild, das den Menschen als Produktionsfaktor betrachtet, der ausschließlich durch monetäre Anreize motiviert werden kann.12Gabler Wirtschaftslexikon (2018): Taylorismus, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/taylorismus-48480 Diese Denkweise, die Frederick Taylor bereits im frühen 20. Jahrhundert entwickelte, reduziert den Menschen zu einem “belebten Werkzeug der Betriebsleitung” und geht von der Annahme aus, dass Mitarbeiter “typischerweise faul, oft unehrlich, ziellos, dumm und vor allem käuflich” sind.13GRIN Verlag (2008): Vom Taylorismus zum humanistischen Führungskonzept, https://www.grin.com/document/16487

Grundlegende Probleme variabler Vergütung im B2B-Vertrieb

Die Effektivität variabler Vergütungssysteme im Vertrieb ist wissenschaftlich höchst umstritten, besonders in komplexen B2B-Situationen.14Stephan Heinrich (2023): Variable Vergütung verhindert Erfolge, https://stephanheinrich.com/2017/06/06/leistungsorientierte-bezahlung/ Wenn Mitarbeiter nach isolierten Kennzahlen bezahlt werden, konzentrieren sie sich auf die Maximierung des Anreizes – in der Wissenschaft bekannt als “Incentive-Superresponse-Tendenz” – oft zum Nachteil des Gesamtunternehmens.

Problematische Auswirkungen in der Praxis:

  • Verkäufer bewegen langjährige Kunden zur Kündigung, um sie als “Neukunden” zu gewinnen und höhere Prämien zu erhalten
  • Fokussierung auf kurzfristige Umsätze statt nachhaltiger Kundenbeziehungen
  • Untergraben von Teamarbeit durch individuelles Konkurrenzdenken
  • Ungerechte Verteilung, da externe Faktoren (Marktlage, Produktqualität, Kundengebietspotential) die Verkaufserfolge maßgeblich beeinflussen15Salesjob (2025): Variable Vergütung – unfair für den Außendienst?, https://www.salesjob.de/blog/salescareer/variable-verguetung/

Misstrauen als Grundlage variabler Vergütung

Variable Vergütungssysteme basieren auf einem fundamentalen Misstrauen gegenüber den Mitarbeitern.16Haufe Akademie (2018): Variable Vergütung im Vertrieb, https://www.haufe-akademie.de/blog/themen/vertrieb/variable-verguetung-im-vertrieb/ Die Annahme, dass Mitarbeiter nur durch finanzielle Anreize zu Leistung motiviert werden können, entspricht dem tayloristischen Paradigma und ignoriert moderne Erkenntnisse der Motivationsforschung. Wie ein Praktiker treffend bemerkte: “Sie wollen mangelnde Führungsqualität über ein System kompensieren. Letztlich wollen Sie die Vertriebsführung an die Gehaltsabrechnung delegieren!”

Umsatz als Gemeinschaftsleistung

Umsatz ist keine isolierte Vertriebsleistung, sondern das Resultat einer komplexen Wertschöpfungskette, die Produktentwicklung, Produktion, Qualitätssicherung, Marketing, Service und viele weitere Bereiche umfasst.17DATEV TRIALOG (2022): Erfolgsbeteiligung motiviert Mitarbeiter, https://www.trialog-magazin.de/personal-und-fuehrung/mitarbeiter-ausbildung/erfolgsbeteiligung-motiviert-mitarbeiter/ Eine erfolgreiche Preisdurchsetzung ist nur möglich, wenn alle diese Bereiche optimal zusammenwirken. Die Qualität der Produktentwicklung bestimmt die Differenzierungsmöglichkeiten, die Produktionseffizienz die Kostenstruktur und damit den Preisverhandlungsspielraum, der Service die Kundenzufriedenheit und -bindung.

Gewinnbasierte Vergütung als zeitgemäße Alternative

Eine moderne, dem humanistischen Menschenbild entsprechende Alternative ist die gewinnbasierte Vergütung aller Mitarbeiter, unabhängig von ihrer funktionalen Zuordnung.18Mit-Unternehmer (2024): Gewinnbeteiligung, Erfolgsbeteiligung, Teamorientierung fördern, https://www.mit-unternehmer.com/gewinnbeteiligung-erfolgsorientierte-verguetung Dieses Modell basiert auf der Erkenntnis, dass “alle im Betrieb für den gemeinsamen Erfolg arbeiten und dafür einen Bonus erhalten sollten.”

Vorteile gewinnbasierter Vergütung:

  • Teamorientierung: Fördert Zusammenarbeit statt Konkurrenz zwischen Abteilungen
  • Kundenorientierung: Langfristige Gewinnorientierung erfordert nachhaltige Kundenbeziehungen
  • Kostenorientierung: Mitarbeiter berücksichtigen automatisch sowohl Umsatz als auch Kosten
  • Liquiditätsschonend: Vergütung erfolgt nur aus verfügbarer Liquidität, nicht aus Vorleistungen
  • Gerechtigkeit: Anerkennung der Tatsache, dass Erfolg eine Gemeinschaftsleistung ist19Verguetungsmodell.de (2024): Gewinnorientierte Vergütung: Definition, Gestaltung, Wirkung, https://verguetungsmodell.de/strategische-ausrichtung-variable-verguetung/gewinnorientierte-verguetung/

Praktische Umsetzung gewinnbasierter Vergütung

Struktureller Aufbau:

  1. Gewinnermittlung: Objektive Basis aus dem Rechnungswesen
  2. Verteilungsvolumen: Prozentualer Anteil des Gewinns für Mitarbeiter
  3. Korrekturfaktoren: Berücksichtigung besonderer Leistungen oder Umstände
  4. Verteilungsschlüssel: Gerechte Aufteilung auf alle Mitarbeiter

Erfolgsbeispiele aus der Praxis:

  • Daimler: 6.000 Euro Erfolgsbeteiligung für alle Beschäftigten
  • BMW: Durchschnittlich 2.160 Euro plus 450 Euro Betriebsrente
  • Volkswagen: 2.700 Euro brutto für alle Tarifbeschäftigten20Karrierebibel (2024): Erfolgsbeteiligung: Vor- und Nachteile, Beispiele + Berechnung, https://karrierebibel.de/erfolgsbeteiligung/

Diese gewinnbasierte Vergütung transportiert die wichtige Botschaft: “Wir sitzen alle in einem Boot” und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn es dem Unternehmen gut geht, profitieren alle – wenn nicht, müssen auch alle den Gürtel enger schnallen. Dies entspricht einem modernen, humanistischen Menschenbild, das auf Vertrauen, Zusammenarbeit und gemeinsamer Verantwortung basiert.

Digitalisierung und moderne Preisdurchsetzung

Die Digitalisierung des Vertriebs ist ein zentrales Thema: Die meistgenutzte Technologie ist CRM-Optimierung (61,4%), gefolgt von Datenanalyse und Business Intelligence Tools (48,5%).21Atreus Consulting (2025): Studie B2B-Vertrieb 2025 Fast die Hälfte der Unternehmen setzt auf Datenanalyse und BI-Tools, was auf einen starken Fokus auf datengestützte Vertriebsentscheidungen hinweist.

Technologische Unterstützung der Preisdurchsetzung:

Predictive Analytics:

  • Vorhersage von Preisverhandlungsverläufen
  • Identifikation optimaler Preispunkte
  • Kundenspezifische Preisbereitschaftsanalyse

KI-gestützte Preisoptimierung:

  • Automatische Anpassung an Marktbedingungen
  • Personalisierte Preisempfehlungen
  • Optimierung von Rabattstrukturen

Digitale Vertriebstools:

  • Integrierte Preiskalkulatoren
  • Automatisierte Genehmigungsprozesse
  • Echtzeitüberwachung der Preisdurchsetzung
Checkliste 3

Nachbereitung und Erfolgskontrolle

Sofortige Nachbereitung:
Systematische Auswertung:
Prozessoptimierung:

Preisverhandlung: Herausforderungen und Lösungsansätze

Häufige Hindernisse bei der Preisdurchsetzung:

  1. Mangelnde Vorbereitung: Verkäufer sind nicht ausreichend auf Preisverhandlungen vorbereitet
  2. Fehlende Preistransparenz: Unklare Konditionensysteme führen zu willkürlichen Nachlässen
  3. Unzureichende Kundenkenntnis: Oberflächliches Verständnis der Kundenbedürfnisse
  4. Schwache Differenzierung: Unklare Abgrenzung zum Wettbewerb
  5. Falsche Anreizsysteme: Umsatz- statt margenfokussierte Vergütung

Systematische Lösungsansätze:

Organisatorische Maßnahmen:

  • Klare Preisverantwortlichkeiten definieren
  • Strukturierte Preisfreigabeprozesse implementieren
  • Regelmäßige Preis-Controlling-Zyklen etablieren
  • Preismanagement-Kompetenz aufbauen

Strategische Maßnahmen:

  • Kundenwertanalyse systematisieren
  • Preisdifferenzierung nach Segmenten
  • Value-Based-Pricing implementieren
  • Langfristige Kundenbeziehungen fokussieren

Operative Maßnahmen:

  • Verkäufer systematisch schulen
  • Preisargumentationen standardisieren
  • Verhandlungstools bereitstellen
  • Erfolg transparent messen

Erfolgsfaktoren für nachhaltiges Preismanagement

Acht zentrale Erfolgsfaktoren:

  1. Top-Management-Commitment: Pricing als strategische Priorität
  2. Klare Preisstrategie: Marktpositionierung und Differenzierung
  3. Professionelle Preisfindung: Methodenkombination aus Cost-plus, Value-based und Competitive Pricing
  4. Systematische Konditionengestaltung: Transparente und steuerbare Rabattstrukturen
  5. Effektive Preiskommunikation: Nutzenorientierte Argumentation
  6. Leistungsgerechte Vergütung: Anreize für Preisdurchsetzung
  7. Kontinuierliches Monitoring: Kontrolle und Optimierung
  8. Kompetenzaufbau: Qualifizierung und Coaching

Messbare Erfolgsindikatoren:

  • Preisdurchsetzungsrate: Anteil der Verkäufe zum Zielpreis
  • Durchschnittliche Rabattierung: Abweichung vom Listenpreis
  • Kundenrentabilität: Profitabilität nach allen Nachlässen
  • Preisvariation: Streuung der realisierten Preise
  • Vertriebsproduktivität: Umsatz und Marge pro Verkäufer
Praxisbeispiele

Rohstofflieferant im Maschinenbau

Ein Rohstofflieferant arbeitet in zwei Anwendungsbereichen mit einem Kunden aus der produzierenden Industrie zusammen: Einerseits beliefert er den Kunden mit einem Vormaterial zur Herstellung von einfachen C-Teilen, andererseits liefert er ein spezialisiertes Material für hochwertige A-Teile.

Herausforderung: Unterschiedliche Preisdurchsetzungsmöglichkeiten je nach Anwendungsbereich

Lösung: Differenzierte Preisstrategien basierend auf:

  • Kundennutzen und Wertbeitrag
  • Verfügbarkeit alternativer Lieferanten
  • Kritikalität der Anwendung
  • Volumen und Planbarkeit

Ergebnis: 23% höhere Margen bei A-Teilen durch verbesserte Preisdurchsetzung

Maschinenbauunternehmen mit Servicedienstleistungen

Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen führt Preise für zuvor kostenlose Serviceleistungen ein. Das Mannheimer Institut für Marktorientierte Unternehmensführung untersuchte die Wirkung verschiedener Kommunikationsstrategien auf die wahrgenommene Preisfairness.

Kommunikationsansätze:

  1. Kostenbasierte Motive: Erklärung der Preiseinführung aufgrund steigender Kosten
  2. Qualitätsbasierte Motive: Fokus auf verbesserte Servicequalität
  3. Marktbasierte Motive: Verweis auf Branchenstandards

Ergebnis: Qualitätsbasierte Kommunikation führte zu 34% höherer Akzeptanz

Fazit und Ausblick

Die Preisdurchsetzung im Verkaufsgespräch ist ein komplexes Zusammenspiel aus strategischen, operativen und psychologischen Faktoren.22Best Practice Sales (2021): Pricing im Industriegeschäft, https://bpsales.de/vertriebswissen/pricing/ Erfolgreiche Unternehmen des produzierenden Mittelstands unterscheiden sich durch ihre Fähigkeit, systematisch und professionell Preise durchzusetzen.

Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten für datengestützte Preisstrategien, ersetzt aber nicht die Notwendigkeit kompetenter Verkäufer, die im direkten Kundenkontakt Werte kommunizieren und Preise durchsetzen können. Die Kombination aus strukturierten Prozessen, qualifizierten Mitarbeitern und modernen Tools schafft die Grundlage für nachhaltige Preisdurchsetzung.

Zentrale Erkenntnisse für die Praxis:

  1. Vorbereitung ist entscheidend: 80% des Erfolgs wird vor dem Gespräch erreicht
  2. Timing ist kritisch: Preise erst nach Wertaufbau nennen
  3. Methoden kombinieren: Verschiedene Techniken situativ anwenden
  4. Psychologie nutzen: Referenzpunkte und Ankereffekte berücksichtigen
  5. Systematisch messen: Preisdurchsetzung kontinuierlich optimieren

Zukunftsausblick:

Die Preisdurchsetzung wird durch KI-gestützte Analysen und automatisierte Prozesse unterstützt, bleibt aber eine essentiell menschliche Fähigkeit. Unternehmen, die in die Qualifizierung ihrer Verkäufer investieren und systematische Preismanagement-Prozesse implementieren, werden im intensiven Wettbewerb erfolgreich sein.

Als Gewinnarchitekt für Vertrieb, Marketing und Pricing unterstütze ich mittelständische Unternehmen dabei, ihre Preisdurchsetzung systematisch zu professionalisieren und messbar zu verbessern. Die Investition in professionelle Preisdurchsetzung zahlt sich schnell aus – oft bereits in den ersten Monaten durch signifikant verbesserte Margen und Profitabilität.

FAQ: Preisdurchsetzung im B2B-Vertrieb

Was versteht man unter Preisdurchsetzung im Verkaufsgespräch B2B?

Preisdurchsetzung im Verkaufsgespräch B2B bezieht sich auf die Fähigkeit eines Vertriebsmitarbeiters, den gewünschten Verkaufspreis erfolgreich durchzusetzen. Dies geschieht oft in einem wettbewerbsintensiven B2B-Umfeld, wo Preisnachlässe und Verhandlungsspielräume häufig eine Rolle spielen.

Eine gute Beziehung zum Kunden ist entscheidend für die Preisdurchsetzung. Wenn Vertriebsmitarbeiter Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei ihren B2B-Kunden aufbauen, sind diese eher bereit, den vorgeschlagenen Preis zu akzeptieren, was den Erfolg der Preisverhandlung erhöht.

Der Marktanteil und die Aktivitäten der Wettbewerber beeinflussen die Preisfindung erheblich. Ein Unternehmen mit einem hohen Marktanteil hat oft mehr Spielraum bei der Preiskalkulation, während starker Preisdruck von Wettbewerbern zu Preisnachlässen führen kann.

Wertbasierte Preismodelle unterstützen die Preisdurchsetzung, indem sie den Fokus auf den Nutzen für den Kunden legen. Wenn B2B-Kunden den Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung nachvollziehbar erkennen, sind sie eher bereit, höhere Preise zu akzeptieren.

Neue Vertriebskanäle, wie digitale Plattformen, bieten zusätzliche Möglichkeiten zur Preisdurchsetzung. Sie ermöglichen eine breitere Zielgruppe zu erreichen und können helfen, Preise transparenter zu gestalten, was die Zahlungsbereitschaft der B2B-Kunden erhöhen kann.

Die Preiskalkulation ist ein zentraler Bestandteil des Vertriebserfolgs. Eine präzise Kalkulation ermöglicht es Vertriebsmitarbeitern, realistische Preise zu setzen, die sowohl für das Unternehmen rentabel sind als auch den Bedürfnissen der Bestandskunden gerecht werden.

Im B2B-Umfeld gibt es mehrere Treiber, die die Preisverhandlung beeinflussen können, darunter die Einkaufsmacht der Kunden, die aktuelle Marktsituation und die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppe. Diese Faktoren bestimmen, wie flexibel ein Unternehmen in der Preisgestaltung sein kann.

Ein Whitepaper kann wertvolle Informationen und Strategien zur Preisdurchsetzung im B2B-Vertrieb bieten. Es kann als Leitfaden für Vertriebsmitarbeiter dienen, um effektive Preisverhandlungen zu führen und die eigenen Argumente gegenüber B2B-Kunden zu stärken.

Ich bin Siegfried Lettmann, Ihr Gewinnarchitekt und Executive Interim Manager für profitablen Umsatz. Als Bereichsleiter Vertrieb/Marketing auf Zeit  fokussiere auf die Themen Vertriebsexzellenz, Pricing und Wertgestaltung. 

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