Was ist gutes Innovationsmanagement?

Innovation hat selten eine solche Bedeutung gehabt wie heute. Vor allem mittelständische Unternehmen haben dabei oft noch viel zu tun. Warum? Weil eine reine Differenzierung über Produktinnovation immer schwieriger wird. Und weil Produktinnovationen oft mit hohem technischem Verständnis, aber ohne Fokus auf ein bestimmtes Kundensegment entwickelt werden – und dabei spreche ich innovative Dienstleistungen und Geschäftsmodelle noch gar nicht an. Ein Segmentfokus ist aber heute für die Positionierung als Leistungsführer notwendig. Dafür muss sich oft einiges ändern.

⇒ siehe auch:
Mitarbeiter und Change: Was häufig schief läuft
Leistungsspektrum Innovationen

Innovationsmanagement im Mittelstand

Innovation im Mittelstand

Als Interim Manager zeigt mir die Art der Anfragen, die ich bekomme, ein ungefähres Bild davon, was im Moment in den Köpfen der Unternehmer vorgeht. In den letzten Jahren betreffen meine Mandate immer wieder die Hebung der Innovationsfähigkeit. Ich wünschte, ich könnte an dieser Stelle eine Blaupause geben: Wie funktioniert Innovation? Leider ist das aber nicht ganz so einfach. Der Bereich Innovation ist nicht nur sehr differenziert, sondern auch je Betrieb äußerst individuell.

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Zuerst einige grundsätzliche Überlegungen …

Im deutschsprachigen Raum scheint es ein typisches Problem zu sein, dass trotz hoher FuE-Investments die tatsächlichen Innovations-Ergebnisse, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, unter den Erwartungen bleiben. Spontan fallen mir dazu mehrere Erklärungen ein: Erstens die Digitalisierung, bei der Ressourcen leider oft mit der Gießkanne verteilt werden, und viele Unternehmen investieren, obwohl sie noch gar keine zugkräftige und ganzheitliche Strategie zurechtgelegt haben. Ein weiteres Problem sind – wie Untersuchungen zum Thema wiederholt gezeigt haben – fehlende Methodenkenntnisse. Viele Betriebe wissen nicht, wie sie das Thema überhaupt zugkräftig angehen können. Dazu fehlen auch neuartige Geschäftsmodelle, was dafür sorgt, dass sogar inhaltlich geglückte Innovationen nie zu ihrem vollen Marktpotenzial kommen.

Die RWTH in Aachen hat vor Jahren versucht, ein Kompendium mit den wichtigsten Innovationsmethoden zusammenzustellen, und ist dabei bei ca. 110 verschiedenen Methoden gelandet. In den meisten Betrieben werden allerdings nur eine Handvoll eingesetzt. Dabei gibt es inzwischen mannigfache Möglichkeiten, die für alle Bereiche, Unternehmenssituationen und Bedürfnisse einen passenden Unterbau liefern können.

Der Fach- und Führungskräftemangel und die ohnehin schlanke Aufstellung von KMU können ebenso eine Hürde sein. Man sollte also genau wissen, wo die Ressourcen am besten aufgehoben sind. Es gibt einige gute Methoden, die einen ungefähren Weg vorzeichnen können. Die grundsätzlichen Zugänge „demand pull“ und „technology push“ sind zwar sehr allgemein, helfen aber dabei, mögliche Entwicklungen aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass die Unternehmen sich selbst verorten können, ihre eigenen Kernkompetenzen kennen etc. An diese Erkenntnisse können danach moderne und differenziertere Methoden wie ODI oder Blue Ocean anschließen.

Innovationsfreundliche Personalorganisation

Das Erkennen von Potenzialen ist zu einem großen Teil eine Organisationsfrage. Gerade, wenn die Gesamtheit des Personals überschaubar ist, ist es wichtig, dessen Wissen zu nutzen. Manchmal steht dem die tendenziell hierarchische Strukturierung von KMU im Wege, die oft eigentümergeführt sind und in denen die Gefahr besteht, dass Entscheidungskompetenzen ineffizient gebündelt werden. Gleichzeitig verfügen viele KMU über kein ausreichendes Wissensmanagement.

Grundlegend sollte man das Unternehmen auf eine Art strukturieren, die proaktive Mitarbeit und die „Hörbarkeit“ der Mitarbeiter begünstigt. Zu den Voraussetzungen gehört auch hier die Selbstkenntnis einer Unternehmung. Je klarer Unternehmensziele und -strategien formuliert sind, desto einfacher ist es, sich im Sinne dieser Zielsetzungen zu beteiligen. In vielen Fällen müssen hier die Unternehmens- und Führungskultur angepasst werden – zugegebenermaßen eine Herausforderung.

Eine Studie von Kienbaum und StepStone zeigte Mitte 2017 auf, dass nur rund 3% der beobachteten Unternehmen wirklich modern und agil strukturiert sind. Dieselbe Umfrage kam zu dem Ergebnis, dass viele Arbeitnehmer ihre Unternehmen als „Ideengrab“ bezeichneten und ihre eigene Kreativität ungenutzt sahen. Viele Unternehmen scheinen also immer noch zu übersehen, wie mächtig der Erfolgsfaktor Personal sein kann. Ein umfassender Change ist längst überfällig. Ein Punkt ist hier auch die Fehlerkultur. Frei nach dem Motto „Wer keine Fehler macht, macht nichts“ sollen Fehler erlaubt sein. Personal, das keine Fehler machen will/darf, versteckt sich manchmal im Tagesgeschäft. Eine gute und offene Fehlerkultur ist deshalb ein bedeutender Faktor, wenn Mitarbeiter für Neues aktiviert werden sollen. Zur besseren Innovationsfähigkeit kommen als nützliche Nebeneffekte etwa noch eine größere Mitarbeiterzufriedenheit und mehr Flexibilität hinzu.

Innovation befeuern

Die Unternehmenskultur ist also eine wichtige Voraussetzung der Innovation. Die Geschäftsführung sollte hier ausdrücklich offen gegenüber Ideen und Vorschlägen sein. Das Management muss die Überzeugung vermitteln, dass stetige unternehmerische Veränderung nötig und gewinnbringend ist – und, dass alle davon profitieren. Mitarbeiter brauchen hier einen gewissen Freiraum, um ihre Ideen entwickeln zu können. Im Zweifelsfall bietet es sich manchmal an, so etwas wie einen geschützten Raum zu schaffen, etwa in Form eines Projektteams, das organisatorisch abgesondert arbeiten kann, und so das Tagesgeschäft nicht beeinträchtigt. Die Mitglieder eines solchen Teams kann man beispielsweise durch ein Assessment-Center auswählen.

Eine gute Alternative ist der Einsatz von Innovationsassistenten. Ich selbst habe solche schon in den Betrieben ausgebildet, sie haben sich als gute, langfristige Investitionen erwiesen. Jungakademiker werden an Bord geholt und im Rahmen eines Personalentwicklungsprogrammes auf ihre kommenden Aufgaben, etwa auf dem Gebiet der Produktinnovation, vorbereitet – mit guten Erfolgen. Da die Entwicklung dieser Fachkräfte durch externe Spezialisten übernommen wird, schaffen sie es oft leichter, über den Tellerrand zu schauen.

Darüber hinaus mag es wenig überraschen, dass ein Interim Manager den Einsatz externer Experten nahelegt, aber tatsächlich zeigen auch entsprechende Untersuchungen immer wieder, wie sinnvoll das sein kann. Klar ist: Jemand mit ausreichend Erfahrung, nicht nur in Innovationsansätzen, sondern auch in Sachen Personalführung und Organisationsentwicklung, kann ein wichtiger Innovationstreiber sein – vor allem, wenn die nötigen Fähigkeiten in dieser Kombination noch nicht in den Betrieben vorrätig sind. Die Nachwirkungen meiner Einsätze heben oft langfristig die Innovationsfähigkeit.

Geschäftsmodelle innovieren

Heutzutage stellen individuell entwickelte Geschäftsmodelle, idealerweise kombiniert mit differenzierenden Wertangeboten, eine der besten Möglichkeiten zur Sicherung der unternehmerischen Zukunft dar. Innovationen machen zu häufig vor den Geschäftsmodellen Halt. Auch hier ist Mut für neue Ansätze gefragt. Außerdem muss das innovative Geschäftsmodell nicht das alte ersetzen, sondern kann diesem als Erweiterung hinzutreten. Neue Geschäftsmodelle helfen dabei, neue Kundengruppen zu erschließen, und sind in den heute üblichen, umkämpften Märkten wichtige Wachstumstreiber.

Experten gehen sogar häufig davon aus, dass das Geschäftsmodell einer der absolut wichtigsten Faktoren für Nachhaltigkeit und Wachstum ist. Man muss nicht auf die heutigen Internetriesen verweisen, um das zu belegen. Auch traditionellere Gewerbe wie der Maschinenbau haben inzwischen verstanden, dass mit innovativen Geschäftsmodellen viel gewonnen wird, wenn sie auf die Zielgruppe passen. Komplexe Maschinen eigenen sich beispielsweise häufig für Verleihungen. Anstatt die Maschinen wie früher einfach zu verkaufen, verleiht man sie und koppelt dieses Angebot an Wartungs- und Serviceverträge. Das bindet nicht nur Kunden, sondern garantiert diesen einen reibungslosen Betrieb – und der ist den Kunden oft auch in monetärer Hinsicht mehr wert als das Gerät selbst.

Kennen Sie Ihre Kunden wirklich?

Dafür muss man seine Kunden tiefgreifend kennen(-lernen) und genau wissen, welche Art von Leistung sie benötigen. Überhaupt ist eine genaue und differenzierte Kundenkenntnis etwas, das oft fehlt. Auf der Suche nach mehr Innovation ist dies in meinen Mandaten oft einer der ersten Punkte, der abgearbeitet wird. Das Problem: Viele Betriebe zentrieren ihren Fokus auf die eigenen Produkte und nicht auf die Kunden. Es ist auch nicht ganz einfach, herauszufinden, was die Kunden wirklich brauchen.

Ein bekanntes Beispiel dafür ist Sonys eReader, der inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Sony arbeitete hart daran, das Gerät aufzubessern, sammelte Kundenwünsche, verlieh dem Gerät daraufhin höhere Auflösungen etc. Dann betrat Konkurrent Amazon das Feld und verwies Sony derartig auf seine Ränge, dass Sony diesen Markt inzwischen aufgegeben hat. Der Grund: Amazon erarbeitete den tatsächlichen Kundenbedarf. Und der betraf nicht mangelnde Auflösung, sondern das Angebot an eBooks.

Aber wie findet man diesen wahren Kundenbedarf? Neuere Ansätze richten ihr Hauptaugenmerk auf die Analyse der „Jobs-to-be-done“, also welche Aufgaben mit dem eigenen Angebot verrichtet werden. Hierfür gibt es auch einige konkrete Innovationsmethoden, etwa die bereits genannte ODI (Outcome-Driven Innovation). Dabei betrachtet man strukturiert die einzelnen Arbeitsschritte, die mit einem Produkt vollzogen werden, und findet so nicht nur Innovationsansätze, die den Kunden wirklichen Mehrwert bieten, sondern häufig auch Suchräume für neue Märkte und Produktentwicklung.

Leider beginnt die mangelhafte Kundenkenntnis oft schon bei deren Klassifizierung. Kunden werden in Segmente eingeteilt, die keine zugkräftigen Rückschlüsse auf ihren Bedarf ermöglichen. Dass ein Kunde gleich alt und im selben geografischen Raum wie ein anderer angesiedelt ist, bedeutet nicht zwangsweise, dass er etwa auch dieselben Vertriebskanäle bevorzugt oder seine eigenen Aufgaben gleich organisiert sind. Entsprechende Methoden, um diesem Missstand abzuhelfen, sind in ihrer Einführung weniger kompliziert, als es zuerst den Anschein hat, und können im Zuge von Workshops innerhalb weniger Tage eingeführt werden. Methoden, die sich als besonders anschlussfähig erweisen, schaffen es mit professioneller Unterstützung dann auch recht schnell ins Routinegeschäft und machen sich rasch bezahlt.

Veränderungen durch Change Management unterstützen

Ein weiteres Gebiet, das Betriebe manches Mal überfordert: Innovation hat sehr viel mit Change zu tun. Die besten Ideen bringen nichts, wenn die Organisation ihren Werdegang nicht unterstützt. Eingriffe in die traditionell gewachsene Organisationsstruktur sind schwierig. Im Zweifelsfall kann auch hier externe Hilfe zielführend sein. Interim Manager etwa unterstützen nicht nur bei der Entwicklung von neuen Ansätzen, wir setzen diese in den Unternehmen auch um und sind häufig erfahrene Change-Manager und Geschäftsentwickler. Wir fungieren auch bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle als gute Partner. Ich selbst etwa verfüge nicht nur über Qualifikationen und Zertifikate auf dem Gebiet der Innovation, sondern bin auch zertifizierter Change-Manager, was mir bei vielen Mandaten sehr hilft.

Der neutrale Blick von außen kann bei diesen Themen viel bewirken. Gerade, wenn die Rollen im Unternehmen langfristig besetzt sind, wie es in KMU traditionell der Fall ist, kann sich der Blick auf größere Zusammenhänge verengen, was die gefürchtete Betriebsblindheit zur Folge hat und die Entstehung neuer Ideen erschwert.

Begleitung durch einen Interim Manager

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch mittelständische Unternehmen dem Gesetz des abnehmenden Ertrages auf Dauer nur durch Innovation gut entgegentreten können. Zielgerichtete Innovationen stabilisieren einen Betrieb und machen ihn produktiver und effizienter, größere Innovation sorgt für künftiges Wachstum und ermöglicht die Erschließung neuer Märkte. Der Schritt zum innovativen Unternehmen ist dabei weniger technologiegebunden, als man scheinbar oft glaubt. Die richtige Kultur und ein gutes Wissens- und Personalmanagement, gepaart mit Veränderungskompetenz, sind meistens wesentlich bedeutendere Fähigkeiten, wenn es darum geht, den Boden für Neues zu ebnen. Häufig sind Kenntnisse für viele der nötigen Bereiche sogar schon vorhanden und müssen „nur“ noch aktiviert werden. Auch neue Märkte kann man manchmal mit bereits vorhandenen Kompetenzen erschließen. Eine offene und ideenfreundliche Einstellung der Führung ist dabei unabdingbar. Ein angenehmer Nebeneffekt ist eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. Denn wichtig ist: Vorhandene Ressourcen nicht nur zu verwalten, sondern effektiv zu nutzen. Gerade beim Aufbau eines übergreifenden Innovationsmanagements kann ein Interim Manager einen hohen Mehrwert in das Unternehmen einbringen. Bei Bedarf: Ich unterstütze gerne, kontaktieren Sie mich einfach jederzeit! Unter diesem Link finden Sie Hilfestellungen, wie Sie einen anderen Interim Manager suchen können.

Publikationen und Fachartikel zum Innovationsmanagement

Innovationen Geschäftsmodelle Siegfried Lettmann

Wege zum innovativen Geschäftsmodell: Zukunftsstärke durch Hybridisierung

Industrieanzeiger – Zeitschrift des Kompetenznetzwerkes der Industrie, Nr. 17, Juni 2018, S. 20 f.

Produzierende Unternehmen profitieren von hybriden Geschäftsmodellen. Doch vielfach scheuen sie den Weg, ihr eigentliches Angebot durch passende, oft digital unterstützende Dienstleistungen zu ergänzen und so näher an ihre Kunden zu rücken …

Ideen- und Innovationsmanagement

Innovation mit Interim Management

Zeitschrift für Ideen- und Innovationsmanagement, Nr. 4, Dezember 2017, S. 141 ff.

Wie moderne Unternehmen mit externer Hilfe Innovation vorantreiben können
Innovative Unternehmen zählen oft auf externe Unterstützung. Ein Anlaufpunkt ist hierbei das Interim Management: Führungskräfte auf Zeit bringen die gefragten Kompetenzen und Kapazitäten vorübergehend in das Unternehmen ein und unterstützen so bei der Erarbeitung und Umsetzung komplexer Herausforderungen. Auch im Bereich der Innovation stellt sich das Interim Management als zielführendes Instrument heraus…

Innovationslust durch Inteirm Management

Innovationslust durch Interim Management

Leadership Magazin für Österreichs Führungskräfte, Nr. 3, März 2017, S. 8 ff.

KMU stoßen in Bezug auf ihre Innovationsfähigkeit auf einige Hürden. Oft fehlt es an Ressourcen – beim Personal ebenso wie bei den monetären Mitteln. Interim Management bringt unkompliziert und ressourcenschonend Lust auf Innovation in die Unternehmen…

Interim Management Excellence Award

INTERIM MANAGEMENT EXCELLENCE AWARD

Interim Manager des Jahres

INTERIM MANAGER DES JAHRES

Constantinus Award

WIRTSCHAFTSPREIS CONSTANTINUS

Innovator des Jahres

INNOVATOR DES JAHRES

Univerfsitätsstudienleiter European Business School EBS

STUDIENLEITER AN DER EBS-UNIVERSITÄT

EISBRECHER Interim Manager

EISBRECHER EXECUTIVE INTERIM MANAGER